Stauffenberg, Lilienthal oder Streesemann sollte der Flughafen heißen, doch dann kam Altbundeskanzler Willy Brandt ins Spiel. Er soll als Weltbürger Passagiere aus aller Welt in der Millionenstadt begrüßen.
Slowakische und philippinische Flughäfen machen es vor und tragen einen bedeutenden Politiker im Namen. Das Ziel: Ehre und ein ewiges Denkmal für den Patron. Am BER in Berlin droht dies nun ins Gegenteil umzuschlagen. Neben Pleiten, Pech und Pannen beim Bau des Großprojektes mag das Asylverfahren des neuen Flughafens nicht so recht zum Exilpolitiker Willy Brandt passen.
Zum Namenspatron vom Willy-Brandt-Flughafen
Das Leben von Herbert Karl Frahm alias Willy Brandt ist geprägt von Flucht und Exil. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wirkt der zukünftige Bundeskanzler für die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) unter seinem Tarnnamen „Willy Brandt“ im Untergrund. Im April 1933 kommt er schließlich als Flüchtling nach Norwegen, wo er Asyl erhält. Bis heute wird der 1992 an Krebs verstorbene Politiker bekannt und geschätzt. Doch Kritikern scheint es, als sei die Lehre seines Lebens bei der Führung des Willy-Brandt-Flughafens nicht angekommen.
Abschiebegewahrsam am BER
Auf Plakaten wirbt der Flughafen Berlin-Brandenburg mit einem herzenden Willy Brandt, der Reisende aus aller Welt in seine Arme schließt. Die Kampagne kommt allerdings um die Asylpolitik Deutschlands nicht herum und so ist geplant, einreisende Flüchtlinge ohne Papiere in Gewahrsam zu nehmen und in einem separaten Bereich unterzubringen. „Abschiebehaft“ oder „Asylknast“ nennen Kritiker dieses Asylverfahren und fordern die Abschaffung. Denkt man an den Namenspatron Willy Brandt, der damals selbst ein lebensnotwendiges Asyl in Norwegen fand, ist diese Kritik verständlich.
Schlechtes Image hat Folgen
Gesetzlich ist dieses Asylverfahren nicht verboten, doch beim Gedanken an das Grundrecht Freiheit und an die Menschenrechte ist dieser Umgang mit Flüchtlingen nicht unbedingt geboten. Selbst die SPD sprach sich verspätet gegen das Verfahren aus. Es bleibt abzuwarten, wie die Führung des Bauprojektes entscheidet. Fakt ist, dass noch mehr Kritik das Image des neuen Großprojektes in der Metropole komplett schädigen könnte. Schon jetzt ist der Namenspatron in aller Munde. Allerdings nicht als ehrwürdiger Politiker, sondern als „Willy-Brandt-Schutz“.