Bilbao – Kochen liegt im Trend. Für Anfänger und Profis gibt es jetzt Nachhilfe auf Kreuzfahrtschiffen. Viele Reedereien bieten Kurse an.
Reis ins Salzwasser, ein paar Minuten kochen, fertig! Nein, so einfach ist es leider nicht – zumindest nicht, wenn man Reis für Sushi kochen will. «Als Erstes steht das richtige Waschen an», erklärt Dominik Spielberger, Sous-Chef auf dem Kreuzfahrtschiff «Europa 2». Zusammen mit Erwin Javier, dem Chefkoch des Sushi-Restaurants an Bord, weiht er acht Passagiere in die Kunst von Sushi und Sashimi ein.
Meist zwei Kochkurse pro Reise bietet Hapag-Lloyd Cruises an Bord des Luxus-Kreuzfahrtschiffs an. Eigens dafür wurde eine Kochschule eingerichtet und mit den Gerätschaften einer Profi-Küche ausgerüstet.
Wichtigstes Arbeitsmittel sind an diesem Tag jedoch zunächst die Hände und ganz viel Wasser. Denn Sushi-Reis muss mehrfach gewaschen werden. «Ihr seid erst fertig, wenn das Wasser nicht mehr milchig wird», erklärt Sushi-Meister Javier.
Während der Reis anschließend im Kocher köchelt, macht sich die Gruppe an die Teriyaki-Soße. Die kommt später über den kurz geflämmten Thunfisch – fertig ist das perfekte Sashimi.
Etwas komplizierter ist es mit dem Sushi. Bei Javier sehen die Handgriffe einfach aus, doch so recht wollen die Garnelen nicht auf dem Reisklumpen halten, das Rollen mit der speziellen Matte wirkt ungelenk, ständig klebt Reis an den Händen. Meister Javier muss ran.
Das ist der Vorteil der kleinen Gruppe: Javier und Spielberger kommen immer wieder zu jedem Teilnehmer, geben Tipps und übernehmen zur Not die letzten Handgriffe. «Das direkte Gespräch mit den Teilnehmern ist das Wichtigste in den Kochkursen», sagt Spielberger. «Wir haben natürlich ein geplantes Programm, aber wenn es irgendwelche Fragen gibt, schmeißen wir das auch mal komplett über den Haufen.»
Nicht nur Hapag-Lloyd Cruises setzt auf die Lust seiner Passagiere, an Bord selbst den Kochlöffel zu schwingen und sich nicht nur bekochen zu lassen. Aida Cruises hat sich dafür Hilfe bei einem bekannten Fernsehkoch geholt: Auf den beiden Neubauten «Aida Prima» und «Aida Perla» gibt es das «Kochstudio by Tim Mälzer». Der Koch ist bei einigen Reisen auch mit an Bord. Ansonsten übernehmen die Chefs de Cuisine die Kurse, die jeweils 39 Euro pro Person kosten. Die passenden Getränke sind inklusive. Thematisch stehen zum Beispiel «Fisch und Meeresfrüchte», «Fleisch und Dips» oder «Tims Klassiker» auf der Speisekarte. Zubereitet werden jeweils Drei-Gänge-Menüs.
Auch P&O Cruises auf der «Britannia» und die Reederei Oceania auf der «Marina» haben Kochschulen an Bord. Ein etwas anderes Konzept fährt dagegen Holland America Line mit seinem «Culinary Arts Center». Dort gibt es zum einen 45-minütige Kochvorführungen, bei denen Profis aus der US-Kochshow «America’s Test Kitchen» Tipps zur Zubereitung geben. Zum anderen bieten sie 90-minütige Workshops an, bei denen die Passagiere selbst Hand anlegen dürfen. Auf den neuesten Schiffen der Flotte («Koningsdam» und ab 2018 «Nieuw Statendam») wird das «Culinary Arts Center» zudem am Abend zum Restaurant mit Showküche.
Bei Tui Cruises soll es auf der neuen «Mein Schiff 1», die im Frühjahr 2018 in Dienst gestellt wird, ein Restaurant mit dem Namen «Die Manufaktur» geben. Dort plant die Reederei unter anderem Workshops und Verkostungen.
Zwei Stunden dauern die Kochkurse auf der «Europa 2». Kosten: 80 Euro. Im Vergleich zu einem Kochkurs an Land ist das keineswegs besonders teuer. Ganz im Gegenteil – wenn man bedenkt, was für Zutaten in der Pfanne und später auf dem Teller landen.
Und wer macht so einen Kochkurs? An diesem Tag stehen unter anderem ein Vater mit seinen zwei Söhnen am Herd, ein Ehepaar und ein älterer Mann, der «für sein Leben gerne Sushi kocht». «Wir haben hier eine komplett bunte Mischung an Teilnehmern», sagt Spielberger. Egal, ob alt oder jung, egal, ob Anfänger oder Profi. «Manche Leute flippen schon aus, wenn ich eine Zwiebel schneide.»
Die Themen der Kurse werden jeweils an das Fahrtgebiet angepasst. So gibt es auf einer Fahrt rund um Westeuropa Steinbutt und Beef Tatar. Daneben stehen Klassiker auf dem Programm, die immer wieder nachgefragt werden, wie zum Beispiel eben Sushi. «Mit Kartoffelsuppe muss ich in einem Kochkurs natürlich nicht kommen, wir schauen schon, dass es etwas Besonderes ist», so Spielberger.
Am Ende des Kurses erhalten alle Teilnehmer eine Broschüre mit den Rezepten und Tipps. «Die Gäste sollen ja auch daheim noch etwas mit dem Erlernten anfangen können», erklärt Spielberger.
(dpa/tmn)