Mannheim/Wattens – Für die Entdeckung ferner Länder gab es lange Zeit nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Urlauber buchte bei einem deutschen Veranstalter eine organisierte Reise. Oder er plante alles selbst und zog los als Individualtourist.
Das Internet bietet heute einen dritten Weg: den lokalen Veranstalter. Warum nicht gleich in Südafrika buchen? Google und Bewertungsportale helfen zwar bei der Suche nach einem guten Anbieter. Doch oft ist es eine Herausforderung, zuverlässige Agenturen im Reiseland zu finden. Hier setzen Start-ups wie
Mister Trip,
Wedesigntrips oder
Evaneos an. Sie bringen deutsche Reisenden und örtliche Veranstalter zusammen.
Wie funktionieren die Angebote genau?
Auf der Seite des Portals nennt der Urlauber seine Wünsche wie Ziel, Zeitraum, Orte und bevorzugte Aktivitäten – alles auf Deutsch. Die Plattform vermittelt einen lokalen Veranstalter, der eine maßgeschneiderte Reise zusammenstellt. Das Portal verwaltet die Zahlung, außerdem ist es Ansprechpartner für Fragen und Änderungen.
Wedesigntrips arbeitet mit Partnern in 35 Ländern zusammen. «Wir liefern eine verlässliche Auswahl und eine Plattform für die Kommunikation und die Zahlungsabwicklung», sagt Geschäftsführer Ambros Gasser. «Damit man nicht 2000 Euro einfach nach Südafrika überweisen muss.» Eine Reisekrankenversicherung ist auch inklusive.
Was sind die Vorteile für Urlauber?
Die Anbieter werben vor allem damit, dass ihre Reisen im Gegensatz zur Pauschalreise komplett individuell sind – und im Vergleich zur Eigenrecherche im Netz bequem zu buchen. «Der Wunsch nach Individualisierung ist riesengroß», sagt Martin Buller vom Verband Internet Reisevertrieb. «Die Pauschalreise kommt aus einer Zeit, in der die Menschen noch kein Englisch gesprochen haben und Italien exotisch war. Man konnte nicht einmal mit dem Hotelier telefonieren.»
Die Urlauber heute können sich meist verständigen und sind weit gereist. Die starre Pauschalreise mit einem mehr oder wenigen festen Programm ist für sie oft kein zeitgemäßes Produkt mehr. Die Portale betonen auch die Expertise lokaler Partner.
Wedesigntrips, Mister Trip und Evaneos vermitteln meist komplette Reisen. So eine Fernreise selbst zusammenzustellen, ist oft auch kein Spaß. «Es ist ein hoher Rechercheaufwand, den richtigen Anbieter vor Ort zu finden», sagt Michael Wurst, Geschäftsführer von Mister Trip. Aber: Die Reisen der lokalen Veranstalter sind nicht grundsätzlich günstiger als eine Pauschalreise.
Für wen sind solche Reisen interessant?
«Unsere Zielgruppe sind Menschen, die eher 35 als 25 sind», sagt Gasser. «Sie wollen reisen wie früher, haben aber nur noch zwei Wochen statt zwei Monate Zeit. Und statt 5 Dollar pro Nacht im Hostel geben sie nun gerne auch mal 50 Dollar im Hotel aus.» Es sind also oft ehemalige Rucksackreisende, die ein gewisses Maß an Organisation und Absicherung schätzen. Gasser nennt sie augenzwinkernd «Backpacker mit Bausparvertrag». Auch bei Mister Trip liegt die Zielgruppe bei 35 bis 55 Jahren, aber auch viele deutlich ältere Reisende seien dabei.
Was passiert, wenn etwas schiefgeht?
Anders als bei einer deutschen Pauschalreise fehlt bei der Reise mit dem lokalen Veranstalter die gute rechtliche Absicherung bei Insolvenz und Mängeln. Die europäischen Portale sind hier ja nur Vermittler. Und das ist laut der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bei Haftungsfragen entscheidend. Nachträgliche Ansprüche lassen sich in Nicht-EU-Ländern oft nur schwer durchsetzen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Reisende hilflos der lokalen Agentur ausgeliefert ist. Die Vermittler haben Ansprechpartner im Zielland, es gibt Notfallnummern und Kontaktadressen. Kunden können die Veranstalter bewerten. Wer schlecht ist, fliegt raus.
Ob sich für die Vermittlungsportale etwas ändert, wenn ab Sommer 2018 das neue Pauschalreiserecht gilt, ist noch offen. Das neue Gesetz soll Urlauber, die sich ihre Reise im Internet zusammenstellen, besser schützen, etwa mit einer Insolvenzabsicherung. «Wir bereiten uns auf alle Szenarien vor», sagt Wurst.
(dpa/tmn)