Athen (dpa) – Der Wetterbericht macht den Menschen in Griechenland keinen Mut für den Rest des Tages: «Die Temperatur wird auch heute tagsüber die 40 Grad erreichen. Es besteht wegen der Dürre extrem hohe Brandgefahr.
Da werden Erinnerungen wach: Vor genau zehn Jahren waren nach einer langen Hitzewelle und Trockenheit gewaltige Wald- und Buschbrände auf der Halbinsel Peloponnes ausgebrochen. 87 Menschen kamen ums Leben. Darunter auch zahlreiche Kinder.
«Das ist Wahnsinn: Ich schwitze und klebe überall. Nachts um 3.00 Uhr waren es 33 Grad», sagt der Hotelangestellte Christos Pilatakis auf der Ferieninsel Rhodos. Er verträgt die Klimaanlage nicht, hat in der Nacht auf einer Matte draußen geschlafen und ist schweißgebadet aufgewacht. Es sei wie «die Hölle im Urlaubsparadies», fügt er hinzu. Und die Kunden, die Touristen? «Die sonnen sich weiter. Ich habe den Eindruck, einige genießen es sogar», meint er.
Das Gefährliche an der Hitzewelle ist, dass die Werte auch nachts nicht unter 30 Grad fallen. Das bedeutet, der Körper kann sich nicht erholen. Besonders gefährlich ist das für Kinder und ältere Menschen, die alleine leben. «Lassen Sie alte Menschen und Kinder dieser Tage auf keinen Fall alleine», sagt die Athener Ärztin Eleni Politidou.
Etwas erträglicher wird die Lage durch Nordwestwinde, die in der Ägäis wehen. Dies ist aber auch kein Segen: Starke Winde fachen nämlich Brände an und können zu Katastrophen führen, sagt die Feuerwehr. Einige Regionen im Westen des Landes werden zudem von einem örtlichen Phänomen regelrecht gequält: Ein heißer, trockener Fallwind – der berüchtigte «Livas» – weht auf der Westseite der Halbinsel Peloponnes. «Dieser «Livas»-Wind ist extrem trocken und so heiß, als ob er aus einem Haartrockner kommt. Der Mensch habe den Eindruck, er hätte Watte in der Nase», beschreiben Meteorologen das Phänomen.
«Wir haben zumindest Wasser», berichtet der griechische Rundfunk. Im Winter hatte es auf den Bergen Mittelgriechenlands heftig geschneit, und die Speicherseen des Landes sind nahezu voll. Man hatte auf einen normalen Sommer mit Temperaturen um die 35 Grad gerechnet. Doch es kam anders. Seit Ende Juni gab es drei Hitzewellen. Die jüngste hat am vergangenen Wochenende begonnen und soll erst am Sonntag vorbei sein. «Ich mag nicht auf die langfristige Wetterprognose der nächsten Wochen schauen», sagt Christina Syrmpopoulou, eine Hausfrau, die im dicht bewohnten Westen Athens wohnt. Sie fuhr mit ihren Kindern am Mittwoch ab. «Ich gehe ins Dorf, wo ich herstamme. Da ist es zwar auch heiß, aber man kann das besser als im Athener Zementmeer ertragen», sagt Christina.
Ärzte wenden sich auch an die Touristen: «Nehmen Sie viel Wasser und frisch gepresste Säfte zu sich.» Und sie raten alle zu Alkoholfreiem: «Und kommen Sie nicht auf die Idee, ein kühles Bier oder Ouzo zu trinken.» Alkohol im Blut wirke bei derartigen Temperaturen «wie Dynamit im Körper», heißt es immer wieder.
Die Einheimischen bleiben in diesen Tagen, soweit möglich, drinnen – vor Ventilator oder Klimaanlage. Dort arbeitet der «Japaner» – so nennen die Griechen ihre Klimaanlage, weil die meisten Geräte aus Japan stammen. 1987 waren bei einer ähnlichen langen Hitzewelle mindestens 1000 Menschen an Hitzeschlag in Griechenland gestorben. «Jetzt sind wir gut ausgerüstet und hitzebeständig», sagt ein Bäcker im Athener Stadtteil KatoPatissia.
(dpa)