Tuifly-Urlauber müssen unter Umständen wieder nach Hause

Hannover – Der Ferienflieger Tuifly versucht mit gemieteten Maschinen und Besatzungen einen Teil der Flugausfälle aufzufangen. Zehn Flüge könnten auf diese Weise stattfinden, teilte die zum Reisekonzern Tui gehörende Fluggesellschaft auf ihrer
Internetseite mit.

Dabei handelt es sich um vier Flüge von deutschen Flughäfen ins türkische Antalya, einen nach Palma de Mallorca sowie die zugehörigen Rückflüge – mit teils geänderten Abflugzeiten.

Außerdem plant Tuifly für Touristen Rückflüge, überwiegend aus Urlaubsregionen wie Mallorca und der Türkei sowie den Kanarischen Inseln. Dabei sollen zum Teil mehrere Flüge zusammengefasst werden. Gäste in Urlaubsgebieten, deren Rückreise eigentlich bereits am Donnerstag angestanden hatte, sollen so nach Hause fliegen können.

Tuifly hatte am Donnerstagabend zunächst mitgeteilt, den Flugbetrieb heute weitgehend einzustellen. 108 Flüge sollten demnach ausfallen; rund 9000 Passagiere seien betroffen.

Schon an den Vortagen hatten sich viele Crew-Mitglieder bei Tuifly kurzfristig krank gemeldet und damit den Flugbetrieb eingeschränkt. Betroffen war und ist auch Air Berlin. Dort drohen weitere Ausfälle, denn ein Drittel der Tui-Flotte fliegt samt Besatzung für die Berliner.

Die Auseinandersetzung zwischen Belegschaft und Management bei Tuifly bringt die Fluggäste auf die Barrikaden. Bislang habe man rund 500 Ansprüche auf Ausgleichszahlung verärgerter Kunden auf dem Tisch, sagte der Geschäftsführer des Flugrechteportals Flightright, Philipp Kadelbach, dem in Konstanz erscheinenden «Südkurier». Sollte es weiterhin zu Flugausfällen kommen, rechne man innerhalb kurzer Zeit mit 1500 bis 2000 weiteren Anträgen.

«Wir versuchen alles, um die Auswirkungen auf die Gäste so gering wie möglich zu halten», sagte Tuifly-Aufsichtsratschef Henrik Homann der «Bild»-Zeitung (Freitag). «Wir wissen, dass das leider momentan nicht bei allen Kunden gelingt.» Piloten müssten keine Einbußen durch neue Verträge fürchten. «Die Firma bleibt bestehen, die Tuifly behält ihren Sitz in Deutschland, die Tarifverträge bleiben bestehen.»

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einer inakzeptablen Situation. «Die Airlines müssen ihrer Verantwortung gegenüber den Fluggästen nachkommen», sagte er der «Bild»-Zeitung. «Interne Konflikte müssen am Verhandlungstisch ausgetragen werden und nicht auf den Rücken der Passagiere.»

Als Hintergrund werden der tiefgreifende Umbau der hoch verschuldeten Air Berlin und damit einhergehende Veränderungen bei der Tuifly gesehen. Die deutsche Fluggesellschaft des Touristikkonzerns Tui soll gemeinsam mit Air-Berlin-Teilen in eine neue Dachholding für Ferienflieger integriert werden. Arbeitnehmervertreter fürchten Job-Verluste und schlechtere Tarifbedingungen.

Tausende Passagiere beider Airlines mussten bereits am Donnerstag auf ihre Verbindungen warten oder ihre Urlaubsreisen gleich ganz abblasen. Air-Berlin-Sprecher Uwe Kattwinkel sprach von einer «schwierigen, dramatischen Situation vor allem für unsere Fluggäste». Air Berlin schloss mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, Verdi und dem Gesamtbetriebsrat eine Krisenvereinbarung, in der Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal bis einschließlich Sonntag zu freiwilligen Einsätzen aufgerufen werden.

Ihre Gäste will die Tuifly nicht entschädigen. Eine Sprecherin betonte: «Die massenhaften und äußerst kurzfristigen Krankmeldungen sind ein außergewöhnlicher und nicht vermeidbarer Umstand im Sinne von höherer Gewalt.» Ganz anders sieht das Flightright: Krankheitswellen zählten zu den normalen Betriebsrisiken, die Airlines zu jeder Zeit einkalkulieren müssten.


(dpa)

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